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Jean-Paul Sartre — Biographie 1961–1980

1961: Trifft den Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez bei André Masson

Anfang 61: erhält in Mailand den Omegna-Preis für sein Gesamtwerk (Preisträger 1960: Alleg)

1961: Wiederaufnahme von L’Idiot de la famille (nach 1954/5);

1961: Bekanntschaft mit C. Wright Mills

Winter 61: Ferien in Antibes. Sartre schreibt zweite Fassung von Tintoretto

Anfang 61: Abendessen mit Mauriac und Aragon in der sowjetischen Botschaft

4.1.61: L’Analyse du référendum (für Nein beim Referendum über die Selbstbestimmung von Algerien, da keine Lösung ohne F.L.N. möglich ist)

Feb. 61: Interview der trotzkistischen Zeitschrift La Voie Communiste; nochmals Jun./Jul.62;

Feb. 61: mit Beauvoir und Bost Ferien in Antibes

Feb. 61: Redaktion TM mit Sartre, Péju (Gen.sekr.), Beauvoir (bis zu ihrem Tod, 80-86 als Direktorin), Bost (bis 82), Gorz (bis 83), Lanzmann (ab 86 als Direktor), Pingaud, Pontalis, Pouillon

Mrz. 61: Vorlesung an der ENS über Le Possible dans l’histoire, der Merleau-Ponty beiwohnt und wo Althusser gegen Sartre auftritt

20.4.61: Interview am Tag nach der missglückten Landung in der Schweinbucht (L’Assaut contre Castro)

19.5.61: schreibt für PSU eine Protesterklärung gegen das Verbot eines Anti-OAS-Treffens

Sommer 61: Vorwort zu Lapoujade-Ausstellung in Paris Émeutes, triptyque sur la torture, Hiroshima (Galerie Pierre Domec)

18.6.61: Sartre-Interview von Tynan in The Observer

19.7.61: Bombe der OAS explodiert im Eingang zu Sartres Wohnhaus (aus der Sartre im Juni vor­übergehend zu Beauvoir ausgezogen war; seine Mutter war in einem Hotel untergebracht: L’Aiglon am blv. Raspail, bis zu ihrem Tod): kein grosser Schaden; vorübergehend lebten Sartre und Beauvoir an der Av. de Versailles.

Jul. 61: Besuch bei Aït Ahmed im Gefängnis in Fresnes

Jul.-Okt. 61: Ferien in Rom. Trifft Fanon (im Aug.). Beauvoir lehnt erste Version von Merleau-Ponty vivant als zu streng ab.

Okt. 61: Die Homosexuellenverfolgungen in Kuba (u.a. der homosexuelle Schriftsteller Virgilio Piñera, den Sartre auf Kuba traf, wird öffentlich durch die Strassen Havannas geführt) führen zu einer ersten Verstimmung mit Kuba

Okt. 61: Nach dem Tod Merleau-Pontys 4.5.61 Spezialnummer in TM unter spezieller Leitung Sartres (Merleau-Ponty vivant)

1961: nach Tod Merleau-Pontys: Sartre wird für einen Lehrstuhl am Collège de France angefragt (das erste Mal in den 50er Jahren): nach reiflicher Überlegung lehnt er ab

Herbst 61: Vorwort zu Les Damnés de la terre von Fanon

1.11.61: Stille Demonstration auf der Place Maubert gegen gewaltsame Unterdrückung einer Demonstration von Algeriern am 17.10.61 (der Pariser Polizeipräfekt Papon, der 1998 für Judendeportationen im Vichy-Frankreich verurteilt wurde, war damals verantwortlich für mehrere 100 Tote und über 10'000 Verhaftete: de Gaulle deckte Papon: offiziell nur 3 Tote)

18.11.61: Weitere Demonstration und Pressekonferenz im Hôtel Lutétia

Nov. 61: Faux mietet wg. Gefahr eines Bombenattentats für Sartre und Beauvoir eine Wohnung am blv. St. Germain unter seinem Namen

7.12.61: Diskutiert anlässlich der Semaine de la pensée marxiste mit Garaudy, Vigier und Hyppolite in der Mutualité über Dialektik (erschien 1962 als Marxisme et existentialisme: Controverse sur la dialectique): Sartre gegen Engelssche Naturdialektik, Beschränkung auf Humanwissenschaften

Dez. 61: gibt Vorlesung am Gramsci-Institut in Rom über Subjectivité et marxisme; zum Mitglied des Internationalen UNESCO-Instituts für Philosophie gewählt

Dez. 61: Mitglied des Institut international de philosophie bei der UNESCO

13.12.61: an Algerientreffen in Rom, wo er den alger. Unterhändler Boularouf trifft

19.12.61: an verbotener Demonstration gegen OAS

gegen 62: Sartre möchte von Pontalis analysiert werden, doch dieser sagt ab

1962: Sartre untersagt die Verwendung seines Namens in Houstons Film Freud

1962: Film No Exit von Escudero/Danielewski nach Huis clos:

1962: Leonardo Autera/Gregorio Lo Cascio (I): kurzer Film L’Uomo Sartre

1962: Lévi-Strauss kritisiert Sartres Critique de la raison dialectique in La Pensée sauvage (Antwort Sartres 1966 in L’Arc; Duplik Lévi-Strauss’ 1971 in L'Homme nu)

7.1.62: Zweites Bombenattentat auf seine Wohnung (irrtümlicherweise wurde Bombe ein Stockwerk zu hoch platziert): grösserer Schaden und verschiedene Manuskripte gehen verloren: Sartre zieht mit Beauvoir an den quai Blériot und noch 1962 in den 10. St. am 222, Boulevard Raspail um

Jan. 62: Entlastungszeuge im Prozess gegen Abbé Robert Davezies von der Mission de France, der wegen Unterstützung der FLN angeklagt ist

Jan./Feb.: Interview mit Burnier für Tribune étudiante, Organ der PSU-Studenten

11.2.62: Diskussionen des F.A.C. nach dessen Gründung um einheitliche Front gegen OAS

13.2.62: Protestmarsch gegen Polizei: bei Demo gegen OAS gab es am 8.2.62 8 Tote an der U-Bahn-Station Charonne

12.3.62: Treffen in Brüssel über Algerien; kurzes Interview am belg. TV über Faschismus in Frankreich

14.3.62: zum Vizepräsidenten von COMES gewählt (nochmals 1965)

15.3.62: Treffen des FAC in der Mutualité

31.3.62: Interview in Quick

15.4.62: Antwort an Albert Schweitzer, der ihm einen Brief anlässlich des Bombenattentats geschrieben hatte

Apr. 62: Les Somnambules

Jun. 62: Péju muss aus TM-Team ausscheiden, da Péju dem F.L.N. zu nahe stand; Jeanson aufgenommen

Jun-/Jul. 62: Interview der trotzkist. La Voix Communiste: Bilan et perspective de la lutte antifasciste

1.-24.6.62: Reise mit Beauvoir in die UdSSR (u.a. Leningrad, Kiev, Rostov Velikij); Beginn der Freundschaft mit Lena Zonina; trifft Simonov, Fedin, Kornejtchuk, Ehrenburg, Voznesenskij, Dorosh, Keifits, Bazhan. Sieht Aufführung von Tarkovskijs Ivanovo detstvo (Kindheit Iwans). Rückkehr via Polen.

9.-14.7.62 : Teilnahme am Schriftstellerkongress und Weltfriedenskongress in Moskau (La Démilitarisation de la culture: Sartre verteidigt Kafka), anschliessend Ferien in Italien (Rom): Arbeit mit Bost am Filmszenario Freud.

9.10.62: Verteidigung von Tarkovskijs Film L’Enfance d’Ivan angesichts des lauwarmen Empfangs durch den PCI

31.10.62: autorisiert kath. Gruppe für nicht-kommerzielle Veröffentlichung von Bariona

Ende 62: Aufenthalt in Rom (Arbeit an Alceste von Euripides, dem er einen feminist. Sinn geben will)

28.12.62-13.1.63: Aufenthalt in Moskau (Idee einer Internationalen Schriftstellervereinigung; Besuch der Kunstausstellung in der Manezh, die von Khroushtchev verurteilt wird) und Leningrad.

1963: Reise in die Niederlande;

1963: schreibt Doigts et non-doigts über den Künstler Wols (lernte ihn 1945 kennen, unterstützte ihn seitdem finanziell)

1963: Film The Condemned of Altona von de Sica mit Sophia Loren, Maximilian Schell

1963: Vorwort zu Band mit Bildern von Wols

21.1.63: Pressekonferenz zugunsten der Wehrdienstverweigerer und jener Franzosen, die Algerien halfen (zusammen mit Jeanson)

20.2.63: weigert sich, im Prozess gegen Bastien-Thiry auszusagen

19.4.63: verteidigt in Le Monde Papatakis’ Film Les Abysses (wie Breton, Beauvoir, Bataille, Leiris, Lacan) gegen Zensur (wg. Gewalt)

27.4.63: Protest gegen Hinrichtung Grimaus (KP-Führer) durch Franco-Regime

24.6.63: Pressekonferenz über Apartheid: Anti-Apartheid-Komitee angekündigt

Jul./Sep. 63: La Pensée politique de Patrice Lumumba

5.-8.8.63: Kongress des COMES in Leningrad (cf. Un bilancio, un preludio);

Aug.-Sep. 63: anschliessend Reisen in der UdSSR: Krim, Georgien, Armenien (mit Beauvoir): Sartre schlägt Zonina Heirat vor.

13.8.63: Empfang bei Chruschtschow (u.a. mit Ungaretti, Vigorelli) in Georgien: eher schlechter Empfang, da Thorez Chruschtschow negativ beeinflusste

Sommer 63: Ferien in Italien (Rom)

Sep. 63: André Puig ersetzt Faux als Sekretär

Okt.-Nov. 63: Les Mots (Anfang 63 wurde die Version von 1954 nochmals überarbeitet und verschärft; Grund für die Wiederaufnahme: Geldmangel)

9.11.63: Vorwort zu Reason and Violence von Laing/Cooper (zwei führende Anti-Psychiater: Sartre hat sich immer für die Anti-Psychiater interessiert)

12.-24.11.63: mit Beauvoir in Tschechoslowakei (auch Slowakei). Diskussion über Dekadenz in Prag mit Hajek, Kundera, Goldstücker u.a.: verteidigt Freud, Kafka und Joyce; Freundschaft mit Liehm und Hoffmeister; Aufführung von Les Séquestrés d’Altona. Beauvoir kürzt Besuch wg. Erkrankung der Mutter ab.

29.11.63: Entlastungszeuge im Prozess gegen die Organisation de la jeunesse anticolonialiste de la Martinique OJAM

1964: Situations IV, V, VI

1964: Tod von Mme Morel, zu der sich in den Jahren des Algerienkriegs die Beziehungen abgekühlt hatten

Feb. 64: Als M. Kravetz sich in TM für Studentengewerkschaften aussprach, um eine Universitätsreform zu erzielen, sprach sich Sartre für sie und gegen die Kritik Pingauds aus

Mrz. 64: Sartre erlaubt nach 12 Jahren erstmals wieder Aufführung von Les Mains sales (in Turin);

Mrz. 64: In einem Interview, das er Philosophiestudenten der Sorbonne gibt, spricht Sartre sich für eine grundlegende Studienreform aus

Mrz./Apr. 64: Interview mit Buin für Clarté (Zs. des UEC, wo es viele Sartrianer gab) über das Verhältnis zwischen Politik und Kunst

18.4.64: Interview mit Jacqueline Piatier über Les Mots: La Nausée hat kein Gewicht angesichts eines verhungernden Kindes; erregt Aufsehen

21.4.64: Vortrag am UNESCO-Kolloquium über Kierkegaard u.a. mit Maheu, Beaufret, Marcel, Heidegger, Wahl und Jaspers (L’Universel singulier, 1966): dies war Sartres Gegenleistung für vermehrte Ost-West-Kontakte, damit Sartre Zonina in Paris treffen kann

23.5.64: Vortrag am Gramsci-Institut in Rom über Determination und Freiheit beim Symposium über Moral und Gesellschaft (u.a. mit Garaudy, Kosík und Schaff); zum gleichen Thema verfasst er auch eine ausführlichere Vorlesung

1.6.-10.7.64: Reise in die UdSSR (Kiev, Ukraine, Moskau, Estland, Leningrad; mit Beauvoir): offizielle Einladung zu Ehren des 150. Geburtstags von Shevtchenko: Besuch wg. Streit um Antisemitismus in der Ukraine fast geplatzt

16.7.64: Kurze Ehrung des verstorbenen Maurice Thorez

30.7.64: Ausführliche Ehrung für den verstorbenen Togliatti

Jul.-Aug.64: Aufenthalt in Rom: arbeitet an Les Troyennes

Sep. 64: Unterstützungsbotschaft an Weltjugendkongress in Moskau

Okt. 64: Versuch der Öffnung der TM gegenüber jungen Intellektuellen: Annie Leclerc, Georges Perec, André Velter, Serge Sautereau, Nicos Poulantzas, Jean-Paul Dollé u.a. treffen sich parallel zur Direktion der TM: Trennung 26.6.66

Okt. 64: Une mort très douce (von Beauvoir)

16.10.64: Sartre schickt Brief an Nobelpreiskomitee mit Ablehnung des Preises, nachdem er am 15.10. von Enzo Paci erfuhr, dass er möglicher Kandidat sei

22.10.64: Schwedische Akademie verleiht ihm Nobelpreis für Literatur (250'000 Kronen = 260'000 FF): Sartre lehnt ab, obwohl er das Geld dringend nötig hat; nur wenige unterstützen ihn: u.a. Deleuze, F. Mauriac; meistens kritisiert.

19.11.64: L’Alibi: Unterstützt Nouvel Observateur mit Interview für erste Nummer: die junge Generation ist entpolitisiert

Dez. 64: Zonina in Paris

6.12.64: Botschaft an Gedächtnisveranstaltung in salle Pleyel zu Ehren Hikmets

9.12.64: Teilnahme an einer Diskussion (mit u.a. Beauvoir, Semprún, die die Idee des Engagements verteidigen) in der Mutualité darüber, was die Literatur tun kann (Que peut la littérature?, Jan. 65), organisiert durch Clarté, die Zeitschrift des U.E.C.

16.12.64: ORTF sendet überarbeitete Fassung von La Chambre

1965: Situations VII; Wiederauflage von La Transcendance de l’égo (durch Sylvie Le Bon)

1965: Die Homosexuellen Kubas werden in Arbeitslagern inhaftiert: unveröffentlichter Bruch mit Kuba (was Hitler die Juden, sind Kuba die Schwulen)

1965: Sartre plant Theaterstück unter dem Titel Prométhée über die letzten dreissig Jahre

18.3.65: Adoption von Arlette (Prozess am 25.1.65 begonnen): Beauvoir ist darüber sehr verletzt

Mrz. 65: Ablehnung der Reise in die USA (Einladung Cornell University für fünf Vorlesungen 7.-14.4.65) wegen Bombardierungen in Vietnam; zur Vorbereitung schreibt er das Manuskript Morale et histoire

10.3.65: Uraufführung Les Troyennes (Adaptation von Euripides; veröffentlicht Mrz. 65): Drama gegen den Krieg

Apr./Mai 65: Solidaritätsadressen an Anti-Vietnamkrieg-Demonstranten in Bologna und Boston

Mai 65: Interview für Playboy

Mai 65: Culture de poche et culture masse: Verteidigung des Taschenbuchs

Jun. 65: gegen Defferre als Präsidentschaftskandidat einer anti-kommunistischen Linken (SFIO und MRP) in zwei Interviews in Le Nouvel Observateur

1.7.-5.8.65: Reise in die UdSSR: Litauen, Pskov, Leningrad, anschliessend 10.-15.7.65 am Weltfriedenskongress in Helsinki: für Rückzug der USA aus Vietnam; Gnadengesuch an den sowjet. Präsidenten Mikojan wegen Brodskij (kurz darauf entlassen) (mit Beauvoir)

24.6.65: Achever la gauche ou la guérir? in Nouvel-Observateur

Sommer 65: Ferien in Italien (mit Arlette, Wanda)

Sep. 65: TM kehrt still und leise wieder zu Gallimard zurück (vorerst Presses d’Aujourdhui, ab 1985 Gallimard)

Okt. 65: ORTF zeigt Aufführung von Huis clos am TV

6.10.65: Rede über Avantgarde vor COMES in Rom; Sartre wird wieder zum Vizepräsident von COMES gewählt; mit Beauvoir

9.11.65: Interview durch Mikis Theodorakis gegen die Amerikanisierung der Kultur

2. H. Nov. 65: Zonina in Paris

Dez. 65: trotz vielen Vorbehalten unterstützt er Mitterrand in Le Monde und Nouvel Observateur als Präsidentschaftskandidat

Dez. 65: protestiert gegen die Haft von Ben Bella (ehem. Führer des F.N.L.) nach dessen Sturz durch Boumédiène in Algerien

17.12.65: Klage mitunterzeichnet bei UN-Menschenrechtskonvention wegen Menschenrechtsverletzungen in Algerien (im Zusammenhang mit Entmachtung Ben Bellas)

1966: verschiedene Auszüge aus L’Idiot de la famille publiziert

Feb. 66: In Entretien avec Jean-Paul Sartre: L’Anthropologie Stellungnahme gegen Strukturalismus

Mrz. 66: Sartre bildet Komitee zur Verteidigung der politischen Gefangenen im Iran, unterzeichnet alle ihre Kommuniqués bis in die 70er Jahre;

Mrz. 66: die komm. Zs. La Nouvelle Critique stellt in Frage, ob Sartre wirklich Marxist ist

2.5.-6.6.66: Reise in die UdSSR mit Beauvoir: Gespräche über Daniel und Sinjavskij; Solzhenitsyn weigert sich, Sartre zu treffen (beschuldigt Sartre 1975 in Die Eiche und das Kalb an der Verleihung des Lit.Nobelpreises 1965 an Sholokhov beteiligt gewesen zu sein); Besuch von Jalta, Ukraine (Odessa, Lvov’) und Moldawien

Jul. 66: sagt Teilnahme an Russell-Tribunal über Vietnamkrieg zu

16.6.66 : Haykal lädt Sartre und Beauvoir zu Besuch nach Ägypten ein

Jul-Aug. 66: Reise nach Griechenland, wo Sartre die Zulassung der KP fordert, dann zusammen mit Beauvoir in Rom (Tod Togliattis)

17.9.-17.10.66: Reise nach Japan mit Beauvoir. Spricht 20., 22. und 29.9. in Japan über die Rolle des Intellektuellen (veröffentlicht als Plaidoyer pour les intellectuels in Situations VIII). Rede auf Grosskundgebung gegen Vietnamkrieg in Tokio. 10.10. in Hiroshima. Rückkehr via Moskau (17.-22.10.)

Okt. 66: Spezialausgabe von L’Arc über Sartre mit Auszug aus Tintoretto und Interview mit Pingaud über u.a. Strukturalisten, v.a. Foucaults Les Mots et les choses (Kritik Foucaults an Sartre schon im April und Juni 66, Jan. 67 in TM Kritik von Amiot und Sylvie Le Bon an Foucault; Verteidigung Foucaults durch Canguilhem im Jul. 67; Antwort Foucaults im Mrz. 68)

Nov. 66: Ankündigung der Gründung des Nationalen Vietnam-Komitees durch Sartre, Schwartz u.a.; Sartre spricht auf dem Treffen in der Mutualité am 23.11.66

Nov. 66: Les Belles images (von Beauvoir)

9.11.66: Rede am Tag gegen die Apartheid

13.-15.11.66: Meeting des Russell-Tribunal ins London (Festlegung der Regeln; Anfrage Russels war im Jul. 66)

18.11.66: Selbstmord von Évelyne Rey: Sartre ist tief betroffen und macht sich Vorwürfe

23.11.66: Rede auf Kundgebung in Paris gegen Vietnamkrieg

1.12.66: erfolgloser Appell an die Schweizer Behörden, F.-N. Andersson, der Allegs La Question publiziert hatte, nicht auszuweisen

4.12.66: Vorlesung in Bonn über Theater (Mythe et Réalité du théâtre)

2.2.67: Teilnahme an einer Pressekonferenz des Russell-Tribunals

25.2.-13.3.67: Reise mit Beauvoir, Lanzmann und Ali Al-Saman (ägypt. Journalist in Paris; organisiserte Reise; Einladung durch Heykal, Chefred. von Al-Ahram) nach Ägypten: Kairo, Abu Simbel, Suezkanal, Gaza (Flüchtlingslager, das Sartre schwer beeindruckt), Treffen mit Nasser

14.-30.3.67 : mit Arlette, Beauvoir und Lanzmann nach Israel (Treffen mit Eshkol und Allon; Ely Ben-Gal als ihr Führer in Israel), Reise via Athen: Ziel der Reise war den Dialog zwischen beiden Seiten, v.a. der jeweiligen Linken, zu fördern. Sartre lehnt Flapans Vorschlag von Besuchen bei der Armee: Lanzmann kehrt vorzeitig zurück. Treffen mit Min.präs. Eshkol.

Apr.-Jul. 67: Engagement für Linke in Peru (10.4.67 in der Mutualité zugunsten des trotzkist. Bauernführers Hugo Blanco, saß dort neben Vargas Llosa) und Venezuela

13.4.67: Brief an de Gaulle, damit Dedijer Visum für Russell Tribunal in Paris bekommt (19.4. ablehnende Antwort de Gaulles, Sartres Replik 26.4./3.5.)

Mai 67: lehnt wie Aragon Teilnahme an 10. Sowjetischen Schriftstellerkongress wegen Sinjavskij-Daniel-Prozess ab

2.-10.5.67: Sitzung des Russell-Tribunals in Stockholm: Eröffnungsrede Sartres 2.5.; anschliessend Pressekonferenz und Interview

5.-10.6.67: Sechstagekrieg zw. Israel und den arab. Staaten: Sartre unterzeichnet vor Kriegsausbruch Petition zur Unterstützung von Israel, aber nur Lanzmann zuliebe.

10.5.67: Brief an Dean Rusk

19.5.67: Pressekonferenz in Mutualité über Russell-Tribunal

30. 5.67: Treffen zur Unterstützung von Régis Debray in der Mutualité; 11.10.67 Brief an Débray

Ende Mai 67: Spezialausgabe TM über Le Conflit israélo-arabe mit Vorwort Sartres; 30.5. unterstützt Israel gegen arabische Länder im Konflikt um Öffnung des Golfs von Aqaba: Fanons Witwe lehnt deshalb Wiederabdruck von Sartres Vorwort mit Les Damnés de la terre ab.

15.-30.7.67: Congress on the Dialectics of Liberation in London mit Cooper, Laing, Paul Goodman, Ginsberg, Marcuse, Carmichael, Sweezy, Lucien Goldmann, John Gerassi: Sartre sagt kurzfristig ab.

26.7.67: Communiqué mit Beauvoir, Barrault, Duras, Sarraute zum Gedenken an Beginn der kubanischen Revolution 1953

Jul.-Aug. 67: Geheim gehaltene Reise nach Spanien mit Arlette (Bruch der Beziehung zu Zonina, da er nicht nach Moskau kam), anschliessend Ferien in Italien (Rom) mit Beauvoir

5.9.67: Pressekonferenz am Filmfestival Venedig über Roullets Film Le Mur (Film wird simultan als Premiere am 23.10.67 in Paris (Cinéma Le Racine) und New York gezeigt; unterstützte Film am Festival von Venedig 1967)

7.9.67: Interview in Radio Luxemburg: gegen Faschismus in Griechenland (weitere Prosteste 1968,69), für bewaffneten Kampf in Lateinamerika, Ablehnung einer Stellungnahme zur Kulturrevolution in China, gegen parlamentarische Demokratie

Sep. 67: mit Beauvoir an Vorbereitungssitzung für Russell-Tribunal in Brüssel

Okt./Nov. 67: Jeanson scheidet aus Redaktion der TM aus, weil seine Arbeit als Leiter eines Maison de culture (auf Einladung von Malraux) ihn zu stark absorbiert

27.10.67: Vorlesung über Vietnam in Brüssel

20.11.-1.12.67: Zweite Sitzungsrunde des Russell-Tribunals in Roskilde/­Däne­mark: Verurteilung der USA wegen Völkermord (mit Beauvoir)

Jan. 68: L’intellectuel face à la révolution ; La Femme rompue (von Beauvoir ; geschr. –Mai 67)

Jan. 68: nimmt nicht am Kulturkongress in Havanna auf Kuba teil; offiziell wegen Gesundheitsproblemen (Arteriitis); er sendet jedoch eine Grussbotschaft.

2.1.68: Unterzeichnung Appell für griechische Volksverteidigungs­komi­tees; Sartre unterzeichnete auch in späteren Jahren Aufrufe wegen Griechenland (u.a. 69); 69 Vorwort zu Aujourd’hui la Grèce ...

27.2.68: Zeuge (wie Césaire, Leiris, Guérin) im Prozess gegen Mitglieder einer Gruppe für ein freies Guadeloupe (1963 analog in Prozess gegen junge Martiniquaner)

Mrz. 68: unterzeichnet mit Beauvoir, Aragon, F. Mauriac und Picasso sowjetkommunistischen Aufruf gegen US-Eskalation in Vietnam (20.3.; in Literaturnaja Gazeta); nimmt an Teach-in über Vietnam teil (23.3.)

Mrz. 68: Reise nach Jugoslawien (Besuch bei Dedijer, mit Beauvoir)

Apr. 68: tschechoslowakisches TV bringt Interview, in dem Sartre den Prager Frühling unterstützt

30.4.68: nimmt an Meeting in Mutualité zugunsten von Black Power teil (James Forman, Aimé Césaire, D. Guérin)

6.5.68: tritt für Studentenbewegung und gegen Polizeirepression auf

8.5.68: Aufruf an Arbeiter und Intellektuelle zur Unterstützung der Studenten (mit Beauvoir, Audry, Leiris, Guérin)

10.5.68: Solidaritätserklärung mit Studenten (mit Blanchot, Gorz, Klossowski, Lacan, Lefebvre, Michel, Nadeau)

12.5.68: Interview am Radio Luxemburg für Studenten (aufgenommen am 11.5.)

20.5.68                                 Teilnahme an Diskussion mit Studenten an der Sorbonne (grosses Amphitheater; anwesend sind auch Beauvoir, Duras, Roy)

20.5.68: Sartre interviewt Cohn-Bendit

19./25.6.68: Les Bastilles de Raymond Aron

15.7.68: beschuldigt in Interview mit Der Spiegel die Kommunisten des Verrats an der Mai-Revolution

Jul. 68: Reise nach Jugoslawien: langes Interview am jugoslaw. TV

23.7.68: Sartre trifft Basaglia am Psychologieinstitut an der Univ. Bologna

Sommer 68: Ferien in Italien mit Beauvoir. Gespräche mit Rossana Rossanda von Il Manifesto. Unterstützt im Sep. Protest in Venedig gegen Filmfestival solcher Art. Mit Russell für Boykott der Olympischen Spiele in Mexiko

24.8.68: verurteilt in Interview mit Paese Sera die Besetzung der Tschechoslowakei: Bruch mit der UdSSR; der PCF ist jetzt Gegner; auch Castro hat mit seiner Befürwortung der Besetzung seines wahres Gesicht gezeigt.

11.10.68: Adresse an Meeting in der Mutualité gegen Repression (Il n’y a pas de bon gaullisme ...)

14.11.68: Sehr erfolgreiche Wiederaufnahme von Le Diable et le bon Dieu am TNP mit François Périer (Regie Georges Wilson)

28.11.-1.12.68: Aufenthalt in der Tschechoslowakei (Premieren von Les Mouches und Les Mains sales), verurteilt Intervention in Prag (vorsichtig, aber klar am tschechischen Fernsehen)

1969: Sartre beginnt mit der totalen Überarbeitung von L’Idiot de la famille

Jan. 69: Sartre: Israël, la Gauche et les Arabes

Jan. 69: Proteste mit Schwartz, Vidal-Naquet gegen Besetzung der Tschechoslowakei (anlässlich des Todes von Palach)

8.1.69: Les Communistes ont peur de la révolution

18.1.69: Le Mur au Lycée : Protest gegen Versetzung eines Lehrers, weil dieser den 16-18.j. Schülern Le Mur zu lesen gab

30.1.69: Tod von Mme Mancy, die seit 1962 in einem Hotel am blv. Raspail lebte (Beerdigung 4.2.)

10.2.69: nimmt mit Foucault teil an Protestmeeting in der Mutualité gegen Ausschluss von 34 Studenten aus der Universität: auf seinem Sitz findet er einen Zettel: „Sartre, soit bref.“). Gegen die Universitätsreform Faures (La Jeunesse piégée 17/23.3.69)

Feb. 69: Adaptation von L’Engrenage im Théâtre de la Ville (durch Jean Mercure)

Mrz. 69: Protest mit Aragon, Triolet, Beauvoir gegen Antisemitismus in Polen

22.3.69: Sartre leitet die Sendung Journal inattendu von RTL

Mrz.-Apr. 69: für Boykott des Referendums über Regionalisierung Frankreichs (abgelehnt: führt zu Rücktritt de Gaulles)

Apr. 69: L’homme au magnétophone führt zu Spannungen mit Pontalis und Pingaud: Sartre stellt sich gegen das Machtgefälle zwischen Patient und Analytiker

10.5.69: unterstützt Krivine von der trotzkistischen Ligue Communiste als Präsidentschaftskandidat (mit Audry, Duras, Leiris, Nadeau); Sartre und Beauvoir gehen jedoch nicht wählen (Juni: Kandidaten: Pompidou und Poher)

Sommer 69: Reise nach Jugoslawien und Italien mit Beauvoir; in Rom Treffen mit Cohn-Bendit, Marc Kravetz und François George, um die TM für die Gauchisten zu öffnen

27.8.69: Diskussion mit Mitarbeitern von Il Manifesto über Masses, spontanéité, parti.

Okt. 69: Brief mit Russell, Schwartz, Dedijer gegen Aufteilung Welt in Einflusssphären zw. USA und UdSSR; Brief u.a. mit Russell und Marcuse zum sofortigen Rückzug der UdSSR aus der Tschechoslowakei

Nov. 69: verlangt zusammen u.a. mit Mauriac und Malraux Freilassung von Debray.

Nov./Dez. 69: unterschreibt Proteste gegen Ausschluss Solzhenitsyns aus Sowjetischem Schriftstellerverband

11.12.69: Interview mit O. Todd gegen Vietnamkrieg und My-Lai-(Song-My-)Massaker (erstmals in ORTF seit über 10 Jahren): Vergleich von Hitlers Genozid mit Vietnamkrieg

19.12.69: Vorsitz an Pressekonferenz gegen My-Lai-Massaker in Vietnam

Dez. 69: Fernsehinterview für die Befreiungsbewegung von Québec

1970: Le Socialisme qui venait du froid: Bruch mit UdSSR bestätigt

1970: Contat und Rybalka geben Les Écrits de Sartre heraus; La Vieillesse (von Beauvoir, geschr. 1967-70)

1970: Sartre offizialisiert seine Beziehung zu Liliane Siegel: diese wird Bindeglied zur Gauche Prolétarienne und später (Mit-)Herausgeberin von J’accuse, La Cause du peuple-J’accuse und Tout!

1970 : Unterzeichnet Petition gegen das Verbot von Éden, Éden, Éden von Guyotat (zus. mit Beauvoir, Genet, Pasolini, Blanchot, Boulez, Buys, Sarraute etc.

10.1.70: wohnt (u.a. mit Rocard) bei, als fünf tote afrikanische Arbeiter überführt werden, die an Gasleck in ihren Baracken starben

13.1.70: zusammen mit Beauvoir, Lanzmann, Pouillon, Schwartz gegen Biafra-Krieg

15.1.70: kurze Rede über Lage in Brasilien an der Mutualité

27.1.70: Pressekonferenz über wegen Befehlsverweigerung inhaftierte Soldaten (zusammen mit Krivine/trotzk. Ligue Communiste und Rocard/P.S.U.)

29.1.70: kurze Rede an Solidaritätsmeeting mit Brasilien

Feb. 70 : Filminterview mit dem Intl. Komitee zur Unterstützung des mexikan. Volks

23.2.70: Zeuge (wie Genet) im Prozess gegen Roland Castro, der aus Protest gegen den Tod der fünf afrikanischen Arbeiter am 27.1. den Sitz der französischen Arbeitgeberorganisation besetzte. GP macht sich deswegen über Sartre lustig.

28.2.70: Aufruf zur Unterstützung des angeklagten Herausgebers von Lotta Continua

Mrz. 70: tritt dem Israel-Palästina-Komitee bei (gegr. durch Gauchisten)

Frühling 70: Ferien mit Beauvoir in Antibes

28.4.70: Herausgeber von La Cause du Peuple (Organ der maoist. Gauche Prolétarienne GP): vereinbart bei Mittagessen mit Pierre Victor (eigentlich Benny Lévy; Führer der GP) im Coupole, nachdem nacheinander deren Herausgeber verhaftet wurden: Le Dantec 22.3., Le Bris am 18.4., mit Innenminister Marcellin als treibende Kraft; ohne rechtl. Grundlage wurde die Zt. bis 20.11.70 immer konfisziert

Mai 70: Pingaud und Pontalis scheiden aus Redaktion der TM aus, nachdem im April Gorz für die Zerstörung der Unis eingetreten war (Détruire l’université). Sartre interessiert sich von nun an kaum noch für TM.

24.5.70: Interview mit Geismar (Jean-Paul Sartre fait parler les ‚casseur’), nachdem Parlament am 30.4. ein loi anticasseur verabschiedet hatte.

25.5.70: Vorsitz an Meeting in der Mutualité für die Freilassung von Le Dantec und Le Bris, an dem auch Geismar teilnimmt

27.5.70: Zeuge im Prozess gegen Le Dantec und Le Bris (ehem. Leiter von La Cause du Peuple, verhaftet im Mrz. und Apr. 70; werden als erste Herausgeber seit 1881 zu Gefängnis, 1 J. resp. 8 Mt., verurteilt; gleichzeitig Protestkundgebung: Geismar wird im Juli verhaftet, für deren Organisation er im Okt. zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wird): am gleichen Tag Auflösung der GP, Verbot der La Cause du Peuple vom Gericht abgelehnt.

4.6.70: verkündet Schaffung des Vereinigung der Freunde von La Cause du Peuple (Beauvoir als Leiterin, Leiris, Duras, Godard; Liliane Siegel als aktivste Mitarbeiterin): sie kann jedoch erst nach Prozess gegen das zuständige Amt registriert werden, das sich zuerst weigert

11.6.70: nimmt an Gründung von Secours Rouge teil (18.6. Pressekonferenz bei Sartre zuhause)

13.6.70: nimmt an Debatte über afrikanische Arbeiter teil (Le Tiers Monde commence en banlieue)

20./26.6., 16.10.70: verteilt eigenhändig La Cause du Peuple auf av. du Général Leclerc (unweit église d’Alésia)/av. Bonne-Nouvelle (bei Porte Saint-Denis (mit Beauvoir, Astruc, Malle, Hallier, Godard, Robert Gallimard, François Maspero) und in der Rue Daguerre (mit Beauvoir und Truffaut): wird verzeigt, am 26.6. zwecks Identifizierung sogar im Gefängniswagen auf den Polizeiposten abgeschleppt.

Jul. 70: Le tiers monde commence en banlieue

Jul. 70: Reise nach Norwegen und Skandinavien (mit Dedijer und Arlette)

9.7.70: Sartre fordert den Innenminister Marcellin zur Diskussion über die Repression heraus: dieser lehnt ab

12.7.70: Interview mit ARD über die Praxis des Philosophen

Aug. 70: Aufenthalt in Rom (regelmässig: die ersten 5 W. Ferien mit Arlette und dann Michelle, während Beauvoir/Le Bon getrennt; dann 2 Mt. mit Beauvoir und z.T. Le Bon)

Sep. 70: Herausgeber von Tout! (Organ der libertär-maoist. Vive la Révolution; bis Jul. 71)

Sep. 70: J.-P. Sartre: L’ami du peuple über den neuen Intellektuellen in L’Idiot international (offizielle Hg.: Beauvoir, eff.: Hallier)

11./19.9.70: Zeuge im Prozess gegen Verkäufer von La Cause du Peuple

18.9.70: Treffen von Secours Rouge in der Mutualité: Wiedersehen mit Genet

Okt. 70: Vorwort zu Rebeyrolle-Ausstellung in Paris

Okt. 70: erleidet eine leichte Attacke, von der er sich wieder gut erholt.

ab 4.10.70: BBC sendet Serial in 13 Teilen von Les Chemins de la liberté

16.10.70: Verteilung von La Cause du Peuple in der rue Saint-Séverin

20./21.10.70: weigert sich, im Prozess gegen Geismar als Zeuge aufzutreten und spricht stattdessen zu den Renault-Arbeitern in Boulogne-Billancourt (Bild von Sartre auf dem Fass stehend)

22.10.70: Diskussion zwischen Sartre und Glucksmann im Hessischen Rundfunk (Bürgerkrieg in Frankreich)

24./25.10.70: Protest (mit Basso, Mandel, Schwartz) gegen Unterdrückung der kroatischen Studenten in Jugoslawien (anlässlich Besuch Titos in Frankreich)

2.11.70-Juni 74: Interviews mit Gerassi zu dessen Sartre-Biographie

5.11.70: spricht im Maison du Maroc gegen Kontrolle des Hauses durch marokkanische Regierung

9.11.70 : kein Kommentar zum Tod de Gaulles

12.12.70: Volksprozess der Secours Rouge mit Sartre als Ankläger in Nantes gegen die Schuldigen des Minenunglücks in Fouquières-lès-Lens vom 4.2.70

1970/71: Sartre schlägt Krivine, dem Führer der trotzkistischen Ligue Communiste, sich mit den Maoisten zusammenzutun, da sie besser in der Theorie und diese in den Aktionen seien: abgelehnt

1971: verschiedene Interventionen zugunsten politischer Gefangener in Iran; Protest gegen den Bau des Flughafens Narita/Tokio

1971: die Maoisten möchten, dass er sich vollständig der Politik widmet, den L’Idiot de la famille aufgibt und allenfalls noch Volksromane schreibt: Sartre lehnt ab

7.1.71: kurzer Auftritt in der Mutualité zugunsten den Juden in der UdSSR

15.1.71: erste Ausgabe von J’accuse (u.a. mit Linhart, Glucksmann, Manceaux, Godard): Sartres Beitrag La justice populaire (indirekt Diskussion mit Foucault: gegen Volks-, für bürgerliche Justiz)

Jan./Feb. 71: aktive Unterstützung für Hungerstreiker in der Kapelle St. Bernard (für polit. Gefangene)

Feb. 71: Beauvoir berichtet in J’accuse über Vergiftung von Arbeitern in Pestizidfabrik: Interview von Barrillon mit Sartre hierüber wird in Le Monde nicht publiziert.

13.2.71: misslungene Besetzung (u.a. mit Godard) von Sacré-Coeur (gegen Polizeiübergriffe): Sartre kann knapp fliehen; 15.2. Pressekonferenz mit Godard

18.2.71: Sartre tritt aus Secours Rouge aus, weil die Maoisten sie zu sehr beherrschen

Frühjahr 1971: Vorwort zu Halimis Buch Le Procès de Burgos (für das Baskenland und regionale Selbständigkeit)

Frühling 71: Ferien mit Beauvoir in St. Paul-de-Vence

4.3.71: Le Dantec und Le Bris erscheinen neu als Ko-Herausgeber von La Cause du Peuple

Apr./Mai 71: Offizieller Bruch mit Castro und Kuba wegen Padilla-Affäre (Protestbriefe 9.4., 22.5.; u.a. mit Beauvoir, Duras, Daniel, Enzensberger, Franqui, Fuentes, Marquez, Goytisolo, Mascolo, Moravia, Nadeau, Paz, Rossanda, Roy, Semprun, Vargas Llosa, Pasolini, Sarraute, Semprún)

Mai 71: L’idiot de la famille I und II: Interview in Le Monde am 14.5. (schon Gegenstand der Analyse in L’Etre et le néant und Questions de méthode; erste Ankündigung 1957, erste Auszüge 1966)

Mai 71: Ausgabe von Tout! wird beschlagnahmt: dem FHAR und der Homosexualität gewidmet, Sartre von Royer wegen Verletzung der öffentlichen Moral angeklagt. Im Jun. 71 für einen Artikel in Tout! über Drogen belangt.

3.5.71: Debatte über den Film The Sorrow and the Pity von Ophüls/Harris

12.5.71: Untersuchung in Ivry wegen Behar Rehala (alger. Arbeiter), der durch die Polizei verletzt wurde (führt zu weiterem Streit mit PCF)

25.5.71: Leichte Attacke, von der er sich wieder erholt

Ende Mai 71: Fusion von La Cause du Peuple und J’accuse

Jun. 71: Appell für russische Juden (zusammen mit Beauvoir, Klarsfeld, Arthur London, Daniel Mayer), nochmals 28.10.;

Jun. 71: mit Dedijer im Elsass: für internationale Kommission zur Untersuchung des Verhaltens der franz. Polizei (Dedijer begleitete Arlette für 3 J. in die Ferien mit Sartre)

Jun. 71: Projekt eines Volksprozesses gegen die Polizei wird verboten;

Jun. 71: Herausgeber von Révolution! von Dissidenten der trotzkist. Ligue Communiste (lehnt aber immer Herausgeberschaft für anarchistische Zeitungen ab)

16.6.71: Minute fordert: Sartre en prison! und nennt ihn den roten Krebs der Nation

19.6.71.1                             wird wegen Verleumdung der Polizei und des Gefängniswesens in La cause du Peuple belangt

27.6.71: geplanter Volksprozess gegen die Polizei (von 273 Intellektuellen unterstützt): untersagt, Michelle Vian angeklagt; stattdessen Pressekonferenz am 30.6. in der Mutualité

30.6.71: Nachrichtenagentur Libération beginnt ihre Arbeit (gegründet von Maurice Clavel, Lt., und Sartre)

Jul. 1971 : Reisen in die Schweiz (Basel, Bern, Lausanne; mit Arlette; erlebt am 15.7. einen medizinischen Rückfall)

Sommer 71: Ferien in Italien (Rom) mit Beauvoir : beendet den dritten Band des L’Idiot de la famille

Sep. 71: Sondernummer von Magazine Littéraire über Sartre

Okt. 71: unterzeichnet Aufruf zum Recht auf Auswanderung für Sowjetbürger

22.10.71: Interview mit Sartre und Glucksmann im Hessischen Rundfunk

Nov. 71: Vorwort zu Programm für Sänger aus Baskenland, Bretagne, Okzitanien in Mutualité

7./27.11.71: Demonstrationen gegen Rassismus in der Goutte d’Or (nach Tod von Djellali Ben Ali; Gründung des Djellali-Komitees mit Deleuze, Foucault, Genet, Leiris, C. Mauriac, Montand, Signoret): erster Protest betr. Immigranten seit 10 Jahren

24.12.71: begrüsst Geismar bei Freilassung aus dem Gefängnis

Dez. 71: Situations VIII, IX

30.12.71: Ankündigung mit Chomsky und Dedijer eines Meetings des Russell Memorial Symposiums im Sep. 72 zur Diskussion der Einflusssphären: fand nicht statt

1972: Reise in die Schweiz (Luzern + Vierwaldstättersee, u.a. Seelisberg), Österreich

1972: Affäre mit Hélène Lassithiotakis 1972-77 (aus Griechenland: Besuche in Griechenland 1975-77)

Jan. 72: spricht über Gefangenenaufstände (u.a. in Toul, Nancy): Gründung Groupe d’information sur les prisons mit Foucault (Leiter) und Deleuze im Feb. 71: am 17.1. misslungener Versuch einer Pressekonferenz über das Gefängniswesen im Justizministerium

20.1.72: für strafrechtliche Verfolgung von Gen. Massu, der Folter im Algerienkrieg verteidigte, doch nichts geschieht (als die Geschichte 2000 wieder hochkommt, bedauert Massu die Folter; sein Mitarbeiter, Gen. Aussaresses, verteidigt sie sogar und wird 2003 für Rechtfertigung von Kriegsverbrechen verurteilt)

Jan., Mrz. 72: weitere Verleumdungsklagen gegen Sartre

Feb. 72: Vorwort zu Les Maos en France

14.2.72: wird zusammen mit Michelle Vian u.a. aus der Renault-Fabrik auf der Île Seguin (Boulogne-Billancourt) geworfen, wo sie gegen die Entlassung von Maoisten protestierten

25.2.72: Vortrag über Justice et état in Brüssel

28.2.72: Untersuchung (mit Clavel) in Boulogne-Billancourt über den Tod des militanten Maoisten Overney. Teilnahme an Protestmarsch. Affäre Overney führt zu Streit mit PCF, der Overney nicht verteidigt; 4.3.72 Teilnahme an Begräbnis von Overney

19./20.2, 18./19.3. 72: Grösster Teil des Films Sartre par lui-même von Astruc und Contat über Sartre gedreht (mit Beauvoir, Bost, Gorz und Pouillon). Wegen finanzieller Schwierigkeiten gestoppt.

10.3.72: Stellungnahme (mit Clavel) zur Entführung Nogrettes (Personalchef von Renault): Folge der Ermordung Overneys; Rechtsextreme fordern, Sartre, Geismar und Clavel zu erschiessen

Frühling 72: Ferien mit Beauvoir in St. Paul-de-Vence

Apr. 72: Vorwort zur Agitationsschrift des Sozialistischen Patientenkollektivs Heidelberg: für herrschaftsfreie psychiatrische Behandlungen

11.4.72: Pressekonferenz über Slumbewohner

17.5.72: Artikel über Bruay-en-Artois-Affäre: für bürgerliche Justiz und gegen Lynchjustiz, wie sie La Cause du peuple forderte

13.6.72: Protest gegen Unterdrückung im Irak bei Besuch Saddam Husseins in Paris

Jun. 72: gegen das Programme Commun von Kommunisten, Sozialisten und Radikalen

21.6.72: äussert schriftlich seine Unzufriedenheit mit dogmatischer und wenig demokratischer Art von La Cause du Peuple – J’accuse: für Minderheiten wie Frauen, Jugend, Schwule

Jun. 72: Unterstützungsbrief für israelischen Kriegsdienstverweigerer;

Jun. 72: L’idiot de la famille III

Sommer 72: Ferien in Italien (Rom) mit Beauvoir

15.10.72: verteidigt palästinensischen Überfall während Olympischen Spielen in München

Herbst 72: gegen Pompidou und dessen Aranda-Affäre

Nov. 72: Beginn der Gespräche mit Gavi und Victor zu On a raison de se révolter (bis Mrz. 74)

Nov. 72: Interview mit Verstraeten: Je ne suis plus réaliste

2.11.72: Erstes Konzept für Zt. Libération (durch P. Victor)

Dez. 72: Sartre Interview über Gabriel Aranda, einen Beamten, der Dokumente veröffentlicht über polit. Korruption (u.a. der damalige Landwirt.min. Chirac)

1.12.72: La Cause du peuple-J’accuse fordert: « La Guillotine pour Touvier »: Sartre wendet sich gegen maoist. Populismus

15.12.72: Appell der 137 Intellektuellen gegen Rassismus: der Algerier Mohammed Diab war am 29.11.72 von einem Polizeikommissar erschossen worden; von Sartre angeregt, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen handikapiert war

4.1.73: Vorstellung der Zeitung Libération an Pressekonferenz in Maison verte: 4 Besitzer: Sartre, Vernier, Huleu, July; Ltg.: July, Gavi, Lallement

21./22.1.73: Appell mit Dedijer und Schwartz gegen Nixons Fortsetzung des Vietnamkriegs

Winter 72/73: arbeitet an Vorbereitung der Zt. Libération: stellt Arbeit an L’Idiot Bd. IV vorüber-gehend ein

Jan. 73: Élections, piège à cons

21./22.1.73: Brief gegen Nixons Vietnampolitik (mit Dedijer, Schwartz)

Feb.-Sep. 73: nahezu vollständiger Unterbruch der Diskussion mit Gavi und Victor zu On a raison de se révolter

7.2.73: erste grössere Radiosendung seit 1947 auf Radio France Culture (Interview mit J. Chancel in dessen Sendung Radioscopie über die neue Zt. Libération)

12.2.73: in Der Spiegel: Volksfront nicht besser als die Gaullisten: „Ich bin Marxianer, nicht Marxist“

Feb. 73: Interview mit Burnier über die Maoisten (Sartre parle des maos): Frauenfrage gleich wichtig wie der Klassenkampf (Sartre drohte bei La Cause du Peuple mit Rücktritt, wenn den Frauen in der Redaktion nicht mehr Gewicht zukommt)

5.2./6.3.73: 00-Nummern von Libération

Frühjahr 73: À propos de la justice populaire

Mrz. 73: Schlaganfall (schon 1971 zwei leichte Schlaganfälle, die zu Lähmungserscheinungen im Gesicht und Sprechschwierigkeiten führten)

22.5.73: erste Nummer der Zt. Libération, deren verantwortlicher Herausgeber Sartre ist

Jun. 73: Sartre nahezu blind (Ursache: Bluthochdruck): seine Betreuung liegt vor allem bei Arlette, Michelle Vian und Liliane Siegel; 1973 und wieder ab 75 hatte er grosse Schwierigkeiten, seine körperlichen Funktionen zu beherrschen; Gehschwierigkeiten: ab 77 fast nur noch Rollstuhl; Versuche v.a. von Arlette, Sartre zu gesünderem Leben zu animieren (weniger Alkohol), waren fruchtlos

17.6.73: Interview Jeansons mit Sartre für sein Buch Sartre dans sa vie

Jul. 73: Un théâtre de situations

Sommer 73: Ferien in Südfrankreich (3 W. im Juli in Arlettes Haus in Junas bei Nîmese), dann Italien (2. W. Venedig mit Wanda; dann in Rom mit Beauvoir/Le Bon)

26.9.73: Unterzeichnet Appell gegen Unterdrückung in Chile

Okt. 73: Auflösung der Gauche Prolétarienne

Okt. 73: Wiederaufnahme der Gespräche mit Gavi und Victor zu On a raison de se révolter;

Okt. 73: Sartre zieht in eine Wohnung im 10. St. am 29, Blv. Edgar Quinet, Eingang A2, um;

Okt. 73: Sartre wird zu 400 FF Strafe und 1 FF Schadenersatz an acht Redakteure von Minute verurteilt (Verunglimpfung der Redakteure in La Cause du peuple als Faschisten). Prozessbeginn 8.10.

25.10.73: Stellungnahmen zum Yom-Kippur-Krieg in Interview mit Ben-Gal für Al Hamishmar: Aufruf an beide Seiten zu direkten Verhandlungen; unterzeichnet verschiedene pro-israel. Aufrufe nicht, die Beauvoir unterschreibt

Herbst 73: Pierre Victor (Alias von Benny Lévy) wird wichtigster Mitarbeiter Sartres (jeweils 3 Std. am morgen)

15.11.73: Où commence le viol?  (Zum Thema Vergewaltigung)

Dez. 73: Aufrufe zugunsten Libération, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet

Ende 73: Zonina zu Besuch in Paris

1974: Zusammen mit Le Bris und Le Dantec Herausgeber der Reihe La France sauvage von Gallimard (später Presses d’aujourd’hui)

13./14.4.74: Sartre für Piaget (Animator des Kampfes bei Lip, einem selbstverwalteten Uhrenbetrieb in Besançon, der ein für Sartre Beispielcharakter hatte) als Präsidentschaftskandidat in erster Runde, gegen Mitterrand in zweiter Runde (Beauvoir für Mitterrand)

Ostern 74: mit Beauvoir in Venedig

Mai 74: On a raison de se révolter (am 28.4. hierüber Konferenz in Bruay)

21./24.5.74: Verzicht auf seine Funktion als Directeur der Libération und anderer Zeitungen

26.5.74    : Treffen zwischen Sartre und Marcuse zusammen mit Gavi und Victor

Mai/Juni 74: Genet greift Sartre politisch an, weil dieser Genets Unterstützung der Palästinenser und der Kandidatur Mitterrands nicht teilt

Sommer 74: Ferien in Südfrankreich und Italien (letzteres in Rom mit Beauvoir); verzichtet schweren Herzens auf Beendigung von L’Idiot Bd. IV;

Aug.-Sep. 74: Gespräche mit Beauvoir für La Cérémonie des adieux

15.10.74                             Aufruf zur Rettung und Unterstützung von Libération (mit July)

Nov. 74: Längeres Interview mit Vicary für Charlesworths Sendung über Existentialismus im australischen Radio ABC

17./18.11.74: Protest gegen Weigerung der UNESCO, Israel einer Weltregion zuzuteilen (mit dabei: Beauvoir, Aron, Ionesco, Rubinstein)

19.11.74: Bekanntgabe des Projekts, in Antenne 2 (Lt.: Marcel Jullian) anhand von Sartres Leben die ersten 75 Jahre des XX. Jh. aufzuzeigen: Arbeit mit Beauvoir, Gavi und Victor (eine 9-stündige Sendung über Malraux’s Leben 1971)

Nov./Dez. 74: Protest gegen Haftbedingungen der RAF in Deutschland; 3.11. Croissant zu Besuch bei Sartre; 20.11. Protestbrief an dt. Behörden wg. Verweigerung eines Besuchs von Baader. 2.12. Interview mit Schwarzer im Spiegel (Schreckliche Situation); 4.12. Besuch Baaders im Gefängnis in Stammheim (Deutschland) (4.12.74; zusammen mit K. Croissant, unterstützt von Böll, Cohn-Bendit, Geismar): Unterstützung für polit. Gefangene, aber Ablehnung der Taten der RAF

2.12.74: Debatte mit Gavi und Victor über On a raison de se révolter

10.12.74: Pressekonferenz in Paris über polit. Gefangene (Baader) in Dtld.

15./16.12.74: Appell für Soldaten, die wg. Forderung nach Demokratisierung der Armee gefangen sind.

1975: Unterzeichnet verschiedene Erklärungen gegen die Unterdrückung in der UdSSR

1975: Sartre gerät ein zweites Mal in finanzielle Schwierigkeiten, als die Steuern 150'000 FF von ihm fordern. Die finanziellen Schwierigkeiten halten an: als er im März 80 ins Spital eingeliefert werden musste, war sein Telefon abgeschaltet, da er die Rechnungen nicht bezahlt hatte. Ein wesentlicher Grund für seine Schwierigkeiten war, dass er 6 Freundinnen finanziell unterstützte.

26./27.1.75: Aufruf zur Einhaltung der Pariserverträge betr. Vietnamkrieg;

26./27.1.75: Warnung vor J.-E. Hallier, der Gelder zur Verteidigung chilenischer Gefangener entwendet haben soll

23.3.-13.4.75: Reise nach Portugal mit Beauvoir und Victor wegen Nelkenrevolution

Apr./Mai 75: Vorwort zur Gemäldeausstellung von Hélène de Beauvoir in Brest

Mai 75: Simone de Beauvoir interroge Jean-Paul Sartre (in L’Arc): über Sartre, die Frauen und den Feminismus: Beauvoir wirft Sartre vor, ein Chauvinist und Phallokrat zu sein; Sartre sagt, dass der Geschlechterkampf heute wichtiger als der Klassenkampf sei

Mai 75: Unterstützung für Kurden in Irak

10.5.75: Erklärung in Le Monde über Russell-Tribunal anlässlich Ende des Vietnamkriegs

12./19.5.75: Interview mit Rybalka, Pucciani und Gruenheck: sieht sich in erster Linie als Existentialist und nicht als Marxist

29.5.75: Unterstützt Karel Kosik gegen Unterdrückung der Intellektuellen in der Tschechoslowakei und verurteilt Sowjetideologie als Pseudodenken

Jun., Sep./Okt. 75: Petition zugunsten baskischer Nationalisten (12.6.). Vergeblicher Einsatz zugunsten von 11 zum Tode Verurteilten in Spanien (mit Malraux, Mendès-France, Aragon, Foucault, Debray, Cl. Mauriac, Montand)

Jun./Jul. 75: Interview mit Contat: Autoportrait à soixante-dix ans

Sommer 75: Ferien in Italien

Sommer 75: Reise in die Schweiz (Genève, Lausanne), nach Griechenland

Sep. 75: Sondernummer von Magazine Littéraire über Sartre

25.9.75 : Bekanntgabe des Bruchs mit Antenne 2 über Fernsehprojekt (Druck von Ministerpräsident Chirac)

26.9.75: Beschuldigung, dass er das Nobelpreis-Geld haben möchte

4.10.75: Teilnahme an Sendung Journal inattendu auf RTL mit Beauvoir, Victor und, aus Frankfurt zugeschaltet, Cohn-Bendit

28.10.75                               Skandalerregendes Interview mit Gavi über Spanien und Franco („cette gueule abominable de salaud latin“)

Herbst 75: Ermüdet von seinen vielen Aktivitäten beschliesst Sartre, diese zu reduzieren und sich auf die Ausarbeitung des Buchs Pouvoir et liberté mit Victor zu konzentrieren (als Studienmaterial dient ihm die franz. Revolution)

Nov. 75: TM setzt sich für Revision des Prozesses gegen P. Goldmann ein (unschuldig wegen Doppelmords verurteilt)

10.11.75: Terrorism can be justified (in Newsweek)

22.11.75: Protest gegen Verurteilung von Zionismus als Rassismus durch UNO (mit Mitterrand, Mendès-France, Malraux)

5.12.75: Appel für Freilassung von gefangenen Mitgliedern von Soldatengewerkschaften

Herbst 75/Frühjahr 76 Film Sartre par lui-même von Astruc und Contat wird fertiggestellt, am 27.5.76 in Cannes gezeigt, am 27.10.76 in Paris

1976: Situations X

20.1.76: Unterstützung für Besetzer der Dependance der sowjetischen Botschaft

4.3.76: Sartre wohnt Aufführung des Films Sartre par lui-même bei

14.3.76: Non fate il processo a Pasolini

25.3.76: Auf Initiative von Sartre/ Beauvoir setzen sich 50 Nobelpreisträgern aktiv für die Befreiung Dr. M. Sterns aus sowjetischer Haft ein (Treffen ihn im Jun. 77 in Paris); im Okt. 76 generell für sowjetische Dissidenten, im Dez. 76 speziell noch für E. Kuznetsov

6.5.76: Interview mit Sicard: Sartre parle de Flaubert

10.5.76: Drückt seinen Abscheu vor dem Tod Ulrike Meinhofs aus

Jun. 76: Unterstützung für polnische Arbeiter (mit Roy, Ionesco, Grass, Böll, Silone, Daniel, Domenach, Schwartz, Bellow)

Jun./Okt. 76: Mitherausgeber von Bommi Baumanns Autobiographie (deutscher Untergrundkämpfer, der zur Aufgabe ausgerufen hatte; Erstausgabe in Deutschland verboten)

5.-7.7.76: Unterstützung für Bewegung gegen Waffenplatz Larzac (Beginn der Grünen Bewegung: J. Bové zog 1976 in die Gegend von Larzac)

Sommer 76 : Ferien in Italien, Griechenland

Sep. 76: Wiederaufnahme von Les Mains sales in Frankreich nach Unterbruch seit 50er Jahren: kein Kommentar Sartres

Herbst 76: nach persönlicher Intervention Sartres darf Adam Michnik Westeuropa besuchen

22.-26.10.76: Sartre et l’argent

27.10.76: Der Film Sartre par lui-même wird in Paris erstmals gezeigt; Text erscheint 1977 unter dem Titel Sartre

Nov. 76: Etcherelli in Redaktion der TM (Apr.-Aug. 77 ausgeschieden)

Nov. 76: Der Komödiant Gérard Guillaumat zeigt im Theater Reprise in Lyon eine Montage von Sartre-Texten unter dem Titel Sartre (von Jeanette Colombel)

7.11.76: erhält Ehrendoktorat der Universität Jerusalem in israelischer Botschaft

12.11.76                             Unterstützung für verhaftete Korsen

25.11.76: Unterstützung für streikende polnische Arbeiter

13.-19.12.76: Pour un débat public (in Politique Hebdo; gegen deutsch-amerikanische Hegemonie in Europa), nochmals im Feb. 77 (im Monde)

6.1.77: Pouvoir et liberté von Sartre und Victor: dass es keine Ethik ohne Freiheit gibt und keine Freiheit, solange es Macht gibt

Jan. 77: Unterzeichnet mit Beauvoir, Foucault u.a. einen Brief für Abschaffung oder Reduktion des Schutzes von Minderjährigen vor Sex mit Älteren

Jan./Feb. 77: Sartre et les femmes

Mrz. 77: Goldman, Pierre Rigoulot (bis 82), Victor in Redaktion TM, ab Apr. 77 auch François George Maugarlone

Mrz. 77: Sartre hört auf zu rauchen

Sommer 77: Ferien in Italien, Griechenland

21.6.77: Während Empfangs Brezhnevs im Elysée Protest Sartres mit anderen Intellektuellen: Empfang von osteurop. Dissidenten im Théâtre Recamier.

29.6.77                                 Gegen politische Unterdrückung der Linksextremen in Italien (zus. u.a. mit Foucault, Guattari, Deleuze, Barthes): Kritik des PCI an Sartre

28.7.77: Entretien sur la musique

Jul./Okt. 77: Protest gegen Auslieferung Croissants an Deutschland

Aug. 77: Érostrate als Theater im Théatre Mouffetard (Régie: Gourvil)

9.9.77: Libertà e potere non vanno in copia

28.10.77: Gegen Gewalt gegen Polisario (ex-Span. Sahara)

30./31.10.77: Unterstützung für iranische Intellektuellen

Okt./Nov. 77: Unterstützt Aufrufe gegen die „Ermordung“ der RAF-Mitglieder und die Auslieferung Croissants an Deutschland und gegen dt-amerikan. Hegemonie in Europa

4.-5.12.77: À mes amis israéliens: für Verhandlungen zwischen Ägypten und Israel nach Besuch Sadats

1978: Siegels Buch Sartre, images d’une vie erscheint

Anfang 78: Falsches Testament Sartres erscheint in Sizilien

2.-7.2.78: Besuch in Israel mit Arlette und Victor; unterstützt Friedensinitiative von Sadat; trifft auch Palästinenser

Feb. 78: Nouvel Observateur lehnt Interview Sartre-Victor-Arlette ab, ebenso gemeinsame Erklärung von Sartre und Victor (beide nach Israel-Reise)

Mrz. 78: keine Stellungnahme zu den Wahlen (Niederlage der Linken)

Apr. 78: Teilnahme an Film über Beauvoir (Regie: Josée Dayan/Malka Rybowska; Auff. Jan. 79)

Mai 78: Sartre unterstützt die Forderung nach Anerkennung des Genozids an den Armeniern durch die Türken.

3.6.78: Aufruf zur Aufhebung des Einreiseverbots gegen Cohn-Bendit in Le Monde (20.12.78 gewährt)

Sommer 78: Ferien in Italien: Sartre verurteilt die Ermordung Aldo Moros durch die Roten Brigaden im Mai 78, aber auch, dass Temps Modernes die Veröffentlichung der Nummer über die italienischen Linksextremen stoppt.

11.6.78: Interview mit Goytisolo für El Paìs

1979: Interview mit R. Fernet-Betancourt Anarchie et Morale

Jan. 79: Interview mit Dort über Theater

15.3.79: Sartre nimmt am Treffen teil, das Victor über die israel.-paläst. Sache organisierte (La paix maintenant?; u.a. mit Edward Said): Sartre ist jedoch so passiv, dass der Eindruck entsteht, dass Victor Sartre so dominiert wie einst Schoenmann Russell

Mai 79: Herausgabe einer Spezialnummer von Obliques über Sartre

Jun. 79: Liebeserklärung von Sagan an Sartre in Le Matin: Sartre trifft sie nun oft

15.-25.6.79: Colloque de Cerisy-la-Salle über Sartre (Victor, Pouillon, Maugarlone, Verstraeten, Colombel, Pucciani): Sartre nimmt nicht teil

20./26.6.79: Pressekonferenz (20.6.) und Besuch (26.6.) mit Aron und Glucksmann bei Präsident Giscard wegen Boat People (Aron: „Sartres Stimme war klar, rein und fast jung“)

Jul./Aug.79: Diskussion mit Schwarzer und Cohn-Bendit über Deutschland

Sommer 79: Ferien in Italien (wo er in Rom eine neue Freundin trifft)

26.9.79: Teilnahme an der Beerdigung des ermordeten P. Goldman (Mitglied der Redaktion der TM)

Okt./Nov. 79: Umanesimo e violenza (Interview mit Macciochi in L’Europeo im Aug. in Rom)

Nov. 79: Victor scheidet aus Redaktion der TM aus

10.-11.11.79: Interview mit Catherine Clément in Le Matin

Nov./Dez. 79: Siegel führt Sartre eine neue Freundin zu

Winter 79/80: Weiterhin Gespräche mit Victor zu Pouvoir et liberté

Jan. 80: Pignon in Redaktion TM (bis 83)

Jan. 80: gegen Verbannung Sakharovs nach Gorkij, für Boykott der Olympischen Spiele in Moskau

28.2.80: Jean-Paul Sartre et les homosexuels ; ungefähr zur selben Zeit Interview über Flaubert für L’Arc

10./17./24.3.80: L’Espoir maintenant mit Victor, der bei dieser Gelegenheit zu seinem alten Namen Benny Lévy zurückkehrt: von Beauvoir, Lanzmann, Aron, O. Todd abgelehnt; J. Daniel/Express veröffentlicht trotz Beauvoirs Intervention.

20.3.80                                 Einlieferung ins Spital Broussais wegen Lungenödem; 13.4. Koma

15.4.80 : Tod um 09.00

18.4.80: Präsident Giscard d’Estaing besucht den aufgebahrten Sartre. Die durch Giscard offerierte Übernahme der Beerdigungskosten wird abgelehnt.

19.4.80: Beerdigung auf dem Friedhof Montparnasse: „die letzte Demo von 1968“: Spital Broussais-rue Didot-bv. Brune-Porte d’Orléans-Denfert-Rochereau-bv. Raspail-bv. du Montparnasse-gare Montparnasse-bv. Edgar-Quinet-Friedhof Montparnasse; B. Lévy fehlt an Beerdigung; im Totenwagen sind S. de Beauvoir begleitet von H. de Beauvoir und S. Le Bon sowie Lanzmann.

23.4.80: Exhumierung, Einäscherung auf Pierre-Lachaise-Friedhof und Wiederbestattung auf dem Friedhof Montparnasse

Apr. 80: Beauvoir und Arlette streiten sich um das Vermächtnis Sartres: endgültiger Graben zwischen den alten Sartrianern um Beauvoir und den neuen um Arlette

1980: Beauvoir adoptiert Sylvie Le Bon nach Sartres Tod

1981: Contat/Rybalka geben in der Serie Pléiade die Œuvres Romanesques heraus;

1981: Beauvoir gibt La cérémonie des adieux heraus mit langem Interview mit Sartre

1981: Sicard gibt in der Zs. Obliques eine Nummer über Sartre et les Arts heraus (mit Interviews mit Sartre u.a. über Kunst und Musik)

1982: Journal de Mathieu

1983: Herausgabe der Briefe an Beauvoir (durch Beauvoir)

1983: Herausgabe der Cahiers pour une morale durch Arlette

1983/95: Herausgabe der Kriegstagebücher Les Carnets de la drôle de guerre durch Arlette (1995 Erweiterung)

1984: Le scénario Freud

1985: Arlette gibt zweiten Band der Critique heraus

1985: in einem posthumen Interview wirft Jankélévitch Sartre vor, das seine Forderung nach Engagement nur Sartres fehlendes Engagement im 2. Weltkrieg widerspiegle

14.4.86: Tod Beauvoirs: zusammen mit Sartre beerdigt

1986: Arlette gibt Mallarmé heraus.

1989: Arlette gibt Vérité et Existence heraus

1990: Gallimard gibt die Jugendschriften heraus

Okt. 95: Jean Daniel wirft Sartre im Nouvel Observateur vor, 1941 die Nachfolge des zwangspensionierten Dreyfus-Le Foyer angetreten zu haben.

2000: Skizze des Films Résistance veröffentlicht

2005: Théâtre complet durch Contat in der Serie Pléiade

2005: Morale et histoire (geplante Vorlesungen 1965 Cornell University); Fragments de Joseph Le Bon

2007: Typhus

2008: Manuskripte zur Franz. Revolution

2010: Les Mots et autres écrits autobiographiques in der Serie Pléiade

2010-: Arlette gibt eine neue, erweiterte Serie der Situations heraus

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